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Falsche Ansiedlungspolitik ?
Presseerklärung der Liste Solidarität
am 8.03.2005
Licht ins Dunkel der Rüsselsheimer Gewerbeansiedlungspolitik will die Liste
Solidarität mit einem Antrag an den Magistrat bringen. Eine "modellhafte
Kosten-Nutzen-Rechnung für neue Gewerbegebiete einerseits und neue Wohngebiete
andererseits" verlangt die Liste in ihrem Antrag. Es sei auffällig, dass
in der seit zehn Jahren mit großem Aufwand betriebenen Kosten- und Leistungsrechnung
auf der einen Seite jede Kleinigkeit, z.B. die Teebeutel in den Kindertagesstätten,
genau verbucht und entsprechend auf die Gebühren umgelegt werde, dagegen
bei den Millionenbeträgen für die Erschließung neuer Gewerbegebiete
eine öffentlich nachvollziehbare Kosten-Nutzen-Rechnung nicht erfolge.
Da hier die Kosten offenbar nicht vollständig umgelegt werden, würden
Gewerbegebiete weit unter Wert verkauft. Diese massive Subventionierung stamme
aus einer Zeit, als noch reichlich Gewerbesteuern flossen, welche die mit Abstand
wichtigste Einnahmequelle der Stadt darstellten.
In Rüsselsheim wie anderswo sind diese goldenen Zeiten längst vergangen.
Inzwischen liegen die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer der hier
lebenden Menschen drei Mal so hoch wie die Gewerbesteuereinnahmen. Hinzu
komme die Grundsteuer, die ganz überwiegend von der Wohnbevölkerung
gezahlt werde, ebenso wie die meisten Gebühren und Abgaben. Führende
Politiker in Berlin wollten die Gewerbesteuer ganz abschaffen, viele große
Unternehmen haben das durch ihre "Steuergestaltung" bereits getan.
Eine rational betriebene Politik im Rathaus müsste daher nach Ansicht von
Soli die Förderung von Wohngebieten - neuen wie bestehenden - in den Vordergrund
rücken. Es sei im übrigen falsch, wenn der Oberbürgermeister behaupte
(Rüsselsheimer Echo v. 12.2.05), dass mit neu in Rüsselsheim tätigen
Arbeitnehmern entsprechende Einkommensteueranteile für die Stadt abfielen;
dies gelte nur für hier wohnende Personen, gleich ob sie in Rüsselsheim,
Frankfurt oder Mainz arbeiten.
Zu kritisieren sei die bisherige Politik, weil sie Rüsselsheim zu einem "Gewerbesteuer-Paradies" (Main-Spitze
v. 20.1.05 laut Steuerzahlerbund) gemacht habe, andererseits aber zu einer "Kita-Gebühren-Hochburg" -
jeweils bezogen auf größere hessische Städte. Diese verfehlte
Politik zu Lasten der Wohnbevölkerung verbunden mit der Schließung öffentlicher
Einrichtungen (Schwimmbäder, Stadtteilbibliotheken) sowie einer zunehmenden
Vernachlässigung von Wohngebieten (Straßenreinigung, Lärm, Straßenschäden)
führe nur dazu, dass sich die Stadt zum Hinterhof des Rhein-Main-Gebiets
entwickeln werde und damit auch die Anteile an der Lohn- und Einkommensteuer
als wichtigster Einnahmequelle zurückgingen.
Antrag
zur Ansiedlungspolitik [pdf, 74 Kb]
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